Wien – Noch lässt die Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen und Schnellstraßen in Österreich zu wünschen übrig. Es gibt laut Asfinag aktuell zumindest alle 55 Kilometer eine Lademöglichkeit. Bis 2030 sollen es deutlich mehr sein. In fünf Jahren sollen alle Raststationen und Rastplätze über Lademöglichkeiten verfügen, verkündete die Asfinag am Montag. Im Jahr 2035, wenn Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungsmotoren Geschichte sein werden, sollten es dann 3000 Ladepunkte sein, davon die Hälfte für Pkws, skizzierte der für Bau und Betrieb des Autobahnnetzes zuständige Asfinag-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl.

Der Plan klingt ambitioniert. Denn aktuell gibt es an 36 Standorten insgesamt 270 Ladepunkte für Elektroautos. Damit ist klar: Es ist nicht einmal die Hälfte aller 87 Raststätten mit elektrischer Ladeinfrastruktur ausgestattet, von den 50 Rastplätzen, auf denen es weder gastronomische Infrastruktur noch Tankstelle gibt, ganz zu schweigen.

Betreiber gesucht

Wie es weitergeht, ist noch nicht klar. Denn der staatliche Autobahnen- und Schnellstraßenbetreiber Asfinag bereitet gerade die europaweite Ausschreibung einer umfangreichen Auftragsvergabe vor. Man sucht Konzessionsnehmer, die die Ladeinfrastruktur entlang des hochrangigen Straßennetzes errichten und betreiben. Um nicht die Fehler zu begehen, die in Nachbarländern gemacht wurden, übernimmt die Asfinag die Aufgabe, für die baulichen Voraussetzungen für die notwendigen Stromanschlüsse zu sorgen.

Die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur wird Angelegenheit und Kompetenz der Konzessionsnehmer sein, heißt es von der Asfinag auf STANDARD-Anfrage. Ausgeschrieben werden Schnelllader mit 150 kW (für Pkws) sowie 350 kW (für Lkws), teilt ein Sprecher mit. Wesentliches Ausschreibungskriterium sei ein transparentes und offenes Bezahlsystem. Das bedeutet: Ad-hoc-Laden soll mit allen gängigen Kreditkarten und Zahlungsdienstleistern möglich sein. Vor Ende 2025 ist mit einer Zuschlagserteilung eher nicht zu rechnen, es dürfte auch nicht einen einzigen Konzessionär geben, sondern mehrere, heißt es.

Im Bild der Grenzübergang Walserberg in Salzburg an der bayerischen Grenze.
Das Einheben von Straßenbenützungsabgaben gehört zu den Kernaufgaben eines Autobahnbetreibers wie der Asfinag.
Foto: Imago / Rolf Poss

Genaueres weiß man hingegen über das abgelaufene Geschäftsjahr 2023. Da hinterließ die schlechte wirtschaftliche Lage Spuren in der Asfinag-Bilanz. Die Fahrleistung ging insgesamt um drei Prozent zurück, die wichtigen Mauterlöse von Lkws und Bussen stagnierten, sodass unter dem Strich Gesamtmauterlöse von 2,499 Milliarden Euro in die Kassen kamen. Der Jahresüberschuss ging von 851 auf 844 Millionen Euro zurück, die wegen der hohen Inflation untersagte Valorisierung der Vignettenerlöse, gepaart mit der Umstellung der Lkw-Maut auf CO2-Bepreisung, kostete die Asfinag rund 230 Millionen Euro an Umsätzen. In der Folge wird der Gewinn heuer um 100 Millionen Euro niedriger ausfallen, sagte Asfinag-Finanzvorstand Josef Fiala.

Wobei es sich genau genommen um einen Scheingewinn handelt, denn die Asfinag muss – im Gegensatz zu anderen Unternehmen – keine Rücklagen für Modernisierung und Erhaltungsmaßnahmen bilden, sie führt die Instandhaltung ebenso wie den Neubau auf Pump durch. Daraus resultieren die rund 10,4 Milliarden Euro an Finanzverbindlichkeiten, die die Asfinag mit sich herumschleppt. Die Schulden seien trotz der an den Staat abgelieferten Dividende von 255 Millionen Euro um 50 Millionen reduziert worden, betonte Fiala. "Gleichzeitig war das Jahr von zehn Prozent Kostensteigerung geprägt." Die Investitionen stiegen von gut 1,1 auf 1,3 Milliarden Euro – 717 Millionen davon flossen in die Sanierung, 613 in den Neubau. Nun sind die Zinsen höher, und die Geldbeschaffung über Anleihen wird teurer.

Kritik an Abschöpfungen

Mit der Dividende von 255 Millionen Euro beliefen sich die seit 2011 von der Asfinag abgelieferten Ausschüttungen an den Bund auf 1,9 Milliarden Euro, kritisierte der Autofahrerklub ÖAMTC prompt. "Hätte der Bund darauf verzichtet, der Asfinag ständig Kapital zu entziehen, das eigentlich für die Finanzierung der Autobahnen und Schnellstraßen gedacht ist, wären die Schulden der Asfinag heute schon um ein gutes Fünftel niedriger."

2024 sollen 1,56 Milliarden Euro investiert werden, davon 879 Millionen Euro für Sanierung und Erhaltung, weitere 682 Millionen für den Neubau. Von 2024 bis 2029 sollen mehr als elf Milliarden verbaut werden, kündigte Vorstand Hufnagl an. Neben Lärmschutzwänden gehört die Linzer Stadtautobahn (A26) mit Donaubrücke ebenso zu den kostspieligen Highlights wie die Tunnelerneuerungen auf der Tauernautobahn (A10) zwischen Golling und Werfen oder die Fürstenfelder Schnellstraße. Bei der Burgenland-Schnellstraße (S4) sind Sicherheitsausbauten notwendig. (Luise Ungerboeck, 29.4.2024)