Wer übers Wochenende in Deutschland Cannabis konsumiert, könnte Tage später – nüchtern – belangt werden.
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Es ist in Österreich möglich, komplett nüchtern mit dem Auto zu fahren – und trotzdem den Führerschein zu verlieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist zuletzt gestiegen, denn: Deutschland hat Cannabis unter Auflagen legalisiert. Gleichzeitig hat Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) die Zahl der Verkehrskontrollen an der Grenze erhöht.

Nur: In Österreich gibt es nach wie vor, anders als mittlerweile in vielen EU-Staaten, keine Grenzwerte für Cannabis. Es erfordert keine bestimmte Menge des illegalen Wirkstoffs THC, um als berauscht am Steuer zu gelten – und damit den Führerscheinverlust zu riskieren. Dabei ist Cannabis noch Tage, teilweise gar Wochen später im Urin nachweisbar. Wer sich also in Deutschland übers Wochenende einen Ofen gönnt, könnte, längst wieder fahrtüchtig, in der Woche darauf bei der Polizeikontrolle eine böse Überraschung erleben.

Ein Drittel hat Cannabis konsumiert

Karner argumentiert, dass Cannabis ja illegal sei, daher gebe es keinen Grund, Grenzwerte einzuführen. Nur: Der Umstand, dass mehr als ein Drittel der Bevölkerung Marihuana schon einmal konsumiert hat, zeigt, dass die Kriminalisierung den Zweck nicht erfüllt. Es wird Zeit, sich den gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen.

Das heißt nicht, dass Marihuana keine Risiken birgt, im Gegenteil. Doch wenn die jetzige Strategie die Bevölkerung bestmöglich schützen soll – das sollte ja eigentlich das Ziel sein –, dann lässt sich klar sagen: Österreichs Drogenpolitik ist gescheitert. (Muzayen Al-Youssef, 22.4.2024)