Die Aufnahme aus dem Fotoalbum von Margarethe Lieser zeigt ihre Tante Lilly und deren Ex-Ehemann Justus Lieser 1916 in Pöchlarn
Die Aufnahme aus dem Fotoalbum von Margarethe Lieser zeigt ihre Tante Lilly und deren Ex-Ehemann Justus Lieser 1916 in Pöchlarn.
Geni, Privat

Gustav Klimts Bildnis Fräulein Lieser (1917), das am Mittwoch in Wien versteigert wird, ruft als mögliche Auftraggeberin Henriette "Lilly" Lieser in ihrer Rolle als Mäzenin von Arnold Schönberg in Erinnerung. Dazu forschte und publizierte die Musikwissenschafterin und Musikredakteurin Irene Suchy bereits 2008.

Als Wohltäterin unterstützte Lieser den Komponisten in den Jahren des Ersten Weltkrieges, bot ihm und seiner Familie Logis, von Herbst 1915 bis Anfang 1918 mietfrei in ihrem Haus in der Gloriettegasse in Wien-Hietzing, dazu gab es eine monatliche Apanage und 1916 ein luxuriöses Harmonium. Ebenso soll sie Konzerte organisiert und Fürsprache im Ministerium für ihn eingelegt haben. Die Verbindung kam über Alma Mahler zustande, mit der Lilly Lieser einige Jahre eng befreundet war.

"Von märchenhaftem Geiz"

Für die Ö1-Sendereihe Tonspuren rekonstruierte Irene Suchy 2017 die Verbindung zwischen Lieser und Schönberg; aus aktuellem Anlass wird sie am 23. April, wiederholt. Die Grundlage bilden Auszüge aus unveröffentlichter Korrespondenz im Arnold-Schönberg-Archiv: 14 Briefe Lilly Liesers an Schönberg und drei Entwürfe Schönbergs an sie, ergänzt um Schreiben an seinen Schwager Alexander Zemlinsky.

Sie dokumentieren eine Beziehung, die trotz eher unbescheidener Forderungen mit wohlwollender Verehrung und Verständnis für die Empfindlichkeiten Schönbergs begann, um mit harschen Worten über die Mäzenin, die laut dem Komponisten ungeachtet "ihrer 20 Millionen" von "märchenhaftem Geiz und Schmutz" sei, ein unschönes Ende zu nehmen. (Olga Kronsteiner, 23.4.2024)

Ö1 Tonspur "Die Mäzenin Lilly Lieser und Arnold Schönberg", 23.4.2024, 16.05 Uhr