Die Spieler von Monterrey sind jubelnd am Boden.
CF Monterrey glich im Stadtderby in der 100. Minute aus, aber das war nicht der größte Aufreger der Partie.
REUTERS/Daniel Becerril

Zwischen Meisterfeiern, englischen Titelkampf-Selbstfallern und Trainerentlassungen kann es schon schwierig sein, an einem Fußballwochenende den Überblick zu behalten. Dabei passiert in den Ligen Europas und darüber hinaus so viel mehr Kurioses. Eine kleine Zusammenschau:

Torleute gelten ja generell als besondere Menschen, doch Nahuel Guzman ist sogar unter ihnen ein Kuriosum. Wo immer möglich, provoziert er, foult und gefällt sich als Clown. Vergangenen Sommer machte der Argentinier vor einem Elfmeter (den er natürlich parierte) einen Zaubertrick, vor vier Monaten versteckte er sich nach seinem Ausschluss unter einer Plane, um in Spielfeldnähe bleiben zu können. Das Stadtderby seiner UANL Tigres bei Monterrey verpasste Guzman verletzt – was ihn nicht daran hinderte, einzugreifen. Eine Kamera erwischte den 38-Jährigen, wie er aus seiner VIP-Box versuchte, Gegenspieler mit einem Laserpointer zu blenden. Der Clásico Regio endete 3:3, die mexikanische Liga denkt über Konsequenzen nach.

Leverkusen ist jetzt wirklich Meister, das ewige Vize-Schild darf abgeschraubt werden, aber das haben Sie wahrscheinlich schon gelesen. Die weniger bekannte Sensationsmannschaft in Europas Topligen ist Stade Brest: Gemäß Etat und Marktwert sollten die Bretonen in Frankreichs Ligue 1 gegen den Abstieg spielen, in der Realität sind sie Zweiter. Am Sonntagabend schien in Lyon die nächste Gala zu folgen. Mit drei Toren in sieben Minuten (60., 64., 67.) hatte Brest die Partie zu einem 3:1 gedreht, damit aber war noch lange nicht Feierabend. Lyon stellte schnell auf 3:3, die letzten Minuten spielten beide Teams zu zehnt. Dann die achte Minute der Nachspielzeit: Eine Flanke springt in den Brest-Strafraum, Lyon-Stürmer Alexandre Lacazette läuft zum Ball, Brest-Goalie Marco Bizot kommt mit dem Knie auf Brusthöhe angeflogen. Lacazette hatte Glück, dass ihn der Teilzeit-Rambo nur an Brust und Schulter traf, der auf einer Trage abtransportierte Routinier blieb laut ersten Tests unverletzt. Bizot sah Gelb, in der 106. Minute durfte Ainsley Maitland-Niles schließlich zum Elfer antreten. 4:3 Lyon, ein Spiel wie ein Rausch.

Leider ist auch im Fußball nicht immer alles lustig. Am Sonntag wurde Udineses Heimspiel gegen die Roma beim Stand von 1:1 abgebrochen, nachdem Roma-Innenverteidiger Evan Ndicka mit Schmerzen im Brustbereich zu Boden ging. Der 24-Jährige war beim Abtransport bei Bewusstsein, ein Herzinfarkt konnte laut italienischen Medien ausgeschlossen werden. Mannschaft und Trainerstab besuchten Ndicka sofort im Krankenhaus, der Klub verbreitete ein Foto des Ivorers.

Vergangenen Montag war an dieser Stelle zu lesen, wie die Glasgow Rangers mit einem Last-Minute-3:3 im Old Firm gegen Celtic nach Verlustpunkten die Tabellenführung gerettet hatten. Wie gewonnen, so zerronnen: Nach einem 2:3 gegen Ross County fehlen den Gers vier Punkte auf den Stadtrivalen, da hilft das ausstehende Nachtragsspiel nur mäßig. Es war das 24. Pflichtspiel der Rangers gegen den Klub aus Dingwall – und die erste Niederlage.

Hamburg und der Fußball, ob das noch etwas wird? St. Pauli gab die Tabellenführung der 2. deutschen Liga am Wochenende mit einem 3:4 gegen die Fußballriesen aus Elversberg ab, für die Gäste traf unter anderem Bayern-Leihgabe Paul Wanner, den Ralf Rangnick nur zu gern zum Österreicher machen würde. Fünf Punkte Vorsprung auf die drittplatzierte Fortuna Düsseldorf haben die Kiezkicker noch, das kann man in ebenso vielen Partien durchaus noch verspielen. Der HSV ist indes auf dem besten Weg zum Zweitliga-Dino, nach dem 2:2 bei Magdeburg fehlen den Rothosen drei Zähler auf den Relegationsplatz.

Übrigens: Sollte jemand die nächste Staffel der Serie "Welcome to Wrexham" ungespoilert schauen wollen, sollte er nach diesem Absatz aufhören zu lesen. Davor ist aber noch Zeit für ein bisschen Österreichbezug! Für Sturm-Graz-Fans fühlt sich der Name Mohammed Fuseini an wie ein ewiges Versprechen. Der 21-jährige Stürmer aus Ghana ist schneller als der Wind, der Ball verweigert ihm aber gelegentlich die Mitarbeit. Trotz der Grazer Stürmer-Verletzungsmisere und 15 meist kurzen Einsätzen konnte er sich im Herbst mit nur einem Tor nicht nachhaltig in der Mannschaft festspielen. Im Winter wurde Fuseini zum dänischen Mittelständler Randers verliehen, in den ersten fünf Matches traf er wieder nur einmal. Seit der Teilung in oberes und unteres Play-off mutierte "Mo" aber zum Abbild von Erling Haaland, schoss in drei Spielen sechs Goals und machte Randers zum Tabellenführer der Abstiegsrunde. Sieht aus, als würde die Kaufoption schlagend werden.

Zeit für die Liga, die die Menschen wirklich beschäftigt: die Football League Two, Englands vierte Güteklasse. Hier wühlen der AFC Wimbledon, Accrington Stanley und Grimsby Town, es ist eine Liga wie geschaffen für den Karrierebeginn auf der Playstation. Und war für eine Saison die Spielwiese des AFC Wrexham. Die Hollywood-Kompagnons Ryan Reynolds und Rob McElhenney kauften den walisischen Traditionsklub vor drei Jahren, man konnte und kann die Entwicklung bei der Doku-Serie "Welcome to Wrexham" beobachten: Dank teurer Kicker ging die Reise schnell nach oben, ein 6:0 gegen Schlusslicht Forest Green Rovers besiegelte nun den Durchmarsch in Liga drei. Das soll nicht alles gewesen sein, betont Trainer Phil Parkinson. Er habe das "Gefühl, dass es noch viele weitere Kapitel zu schreiben gibt". Oder eher: zu verfilmen. (Martin Schauhuber, 15.4.2024)