Für FPÖ-Chef Herbert Kickl ist der als Mediziner auf Abwege geratene Deutsche Sucharit Bhakdi eine "Lichtgestalt für die Freiheit und Gesundheit von Milliarden Menschen". Das schickte die FPÖ Freitagabend aus, während der Chef dem Corona-Leugner und Impfgegner bei einer Parteiveranstaltung live Rosen streute.

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl während der Pressekonferenz -Impfzwang - Österreich wehrt sich- im FPÖ Medienzentrum am 26. Jänner 2022 in Wien.
Herbert Kickl bei einer Pressekonferenz gegen die Impfpflicht im Jänner 2022: Er sorgte dafür, dass sich die FPÖ die Argumente der Maßnahmengegner zu eigen machte.
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Nun sind Bhakdis Positionen, was die Volksgesundheit angeht, höchst gefährlich. Die seit Jahrhunderten gefürchtete, von einem Virus ausgelöste Kinderlähmung sei in Wahrheit eine Vergiftung mit dem Insektizid DDT, sagte er etwa. Jedoch: Erstens wurde DDT erst 1874 entwickelt, zweitens gingen die Polio-Fallzahlen erst seit Verwendung des in der 1960er-Jahren gegen das Virus eingesetzten Vakzins weltweit zurück.

Pflege eines blauen Wählersegments

Ob Kickl persönlich glaubt, was Bhakdi sagt, können selbst FPÖ-kundige Personen nicht beurteilen. Was aber bezweckt der blaue Frontmann politisch mit dieser extremen Schwurbler-Nähe? Es dürfte sich um die Pflege eines wichtigen Wählersegments handeln: Gar nicht wenige Menschen in Österreich sind infolge der Corona-Pandemie nach wie vor verunsichert. Die FPÖ, die sich die Argumente der Maßnahmengegner zu eigen gemacht hat, will sie nicht verlieren.

Die Covid-19-Impfung und andere mRNA-Vakzine sowie die Weltgesundheitsorganisation WHO seien "satanisch", sagte Bhakdi am Freitag auch. Der folgende Beifall im Saal war frenetisch. In der ÖVP sollte man sich ernsthaft die Frage stellen, ob eine Partei, die derart faktenferne, unwissenschaftliche und verschwörungstheoretische Positionen fördert, koalitionsgeeignet ist. Mit oder ohne Kickl. (Irene Brickner, 15.4.2024)

Der Kommentar war im 2. Absatz der ersten Version missverständlich, wofür wir uns entschuldigen. Er wurde am Montag 15.4. um 18 Uhr korrigiert.