Seit einiger Zeit ziehen nicht mehr nur Yachtbesitzer Bootsschuhe von Timberland an.
Arket

Heute soll es um einen Schuh gehen, über den ein Kollege einmal schrieb: "In regelmäßigen Wellen wird der Bootsschuh zum Must-have der Saison." Das war im Jahr 2011. Jetzt ist es wieder so weit. Der Bootsschuh, der 1935 von Paul Sperry entwickelt wurde (angeblich übertrug der die Pfotenstruktur seines Cockerspaniels auf die Schuhsohlen), wurde von der Modeunternehmerin Miuccia Prada über den Laufsteg ihres Labels Miu Miu geschickt. Sie kombinierte die geschnürten Lederschuhe mit Poloshirts und Miniatur-Shorts.

Das mag den ein oder anderen kaltlassen, in der Mode aber lassen Pradas Entscheidungen (und die ihrer einflussreichen Stylistin Lotta Volkova) den Mikro-Trend zum "heißesten Modetrend des Frühjahrs" (so das Magazin "Myself") werden. Übersetzt heißt das: Nicht mehr nur Kate Middleton trägt ihre Bootsschuhe von Sebago rauf und runter. Auch Menschen, die weder Yachtbesitzer sind, noch blaues Blut in ihren Adern haben, sind nun mit im Boot. Die "Vogue" bilanzierte schon: "Adrettes Schuhwerk hat Konjunktur."

Man könnte auch sagen: Die Bootsschuhe (zum Beispiel von Timberland, Sebago, Henry Lloyd) ereilt ein ähnliches Schicksal wie die Barbour-Jacke. Einst ein Accessoire der britischen Upper Class, ein Ausweis des Schnöseltums, wird jene schon seit Jahrzehnten nicht mehr nur von Aristos, Jägerinnen und Jägern getragen.

Das Gleiche gilt für die ledernen Bootsschuhe. Während Profisegler und -seglerinnen sich längst Hightech-Materialien zugewandt haben, entdeckt nun die Generation Z im Rahmen des Preppy-Revivals den geschnürten Lederschuh für sich. Sie kombiniert ihn auf Landgang und ja, am liebsten möglichst schräg. Das bedeutet, dass Timberlands oder Sebagos nun auch mit Socken kombiniert werden.

Wobei der Trend nicht auf die Gen Z reduziert werden sollte. Man kann guten Gewissens von einem generationenübergreifenden Revival sprechen. So trägt die Influencerin Leandra Cohen die Teile beim Spaziergang durch New York, während der H&M-Ableger Arket die Bootsschuhe in sein Sortiment aufgenommen und die französische Marke Sessùn eine farbige Variante auf den Markt gebracht hat.

Auf den Initiationsritus des Bootsschuhs kann 2024 übrigens gut und gern verzichtet werden. Der ging, erklärte der Kollege im Jahr 2011, folgendermaßen: Lederbändel des Bootsschuhs festziehen und ins nächstgelegene Wasser springen, danach ab in die Sonne. Im Idealfall müsse der angepasste Schuh mit der fixierten Masche nie wieder gebunden werden. Heute hingegen braucht's Flexibilität. Denn wer weiß, welche Socken wir demnächst im Bootsschuh tragen wollen. (Anne Feldkamp, 15.4.2024)